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Hier anmeldenGrössere Bewegungen an den Aktienmärkten werden auf leisen Sohlen über Monate, manchmal sogar über Jahre, vorbereitet. Wenn die Voraussetzungen für neue Trends gegeben sind, bedarf es eines Impulses von aussen, um diese auszulösen. Dabei ist es nicht einmal notwendig, dass für sich allein betrachtet dieser Impuls eine positive Nachricht darstellt. Es genügt, wenn sie positiv im Vergleich zu den Erwartungen ist, die zum gegeben Kursniveau eines Indexes geführt haben. Man kann sagen, dass die Marktteilnehmer das Pulver zusammentragen, der zündende Funke aber von aussen kommen muss.
Viel Pulver in Europa
In der europäischen Börsenlandschaft ist viel Pulver für ein Feuerwerk zusammengetragen worden. Sowohl der DJ Stoxx Europe 600 als auch der Eurostoxx 50 notieren immer noch unter ihrer Kursspitze von April 2015. Seither fluktuierten sie zwischen den Begrenzungen des 40-Monate-Bollinger-Bandes:
Mehrere Anläufe, aus dieser Bandbreite auszubrechen, sind gescheitert.
Nun liegen erstmals die Voraussetzungen vor, um diesen Ausbruch zu bewerkstelligen. Dies weil mit Ausnahme eines Sektoren-Indexes, alle, die bislang stark waren, weiter anziehen dürften und drei bislang schwache Sektoren nur auf ein exogenes Signal warten, um positive Trends zu beginnen. Der bislang starke Sektor, der sich eher abschwächt, ist der Food & Beverages Index sowohl im DJ Stoxx 600 als auch im DJ Eurostoxx.
Drei schwach gewesene Indizes sind auf der Wartebank für einen exogene Impuls, gibt es doch seit kurzem Signale, die in zwei Richtungen weisen: Erstens in Richtung einer Entspannung auf Ebene der Konjunkturängste und zweitens signalisiert vor allem der DJ US Value Index ein Auslaufen der insbesondere seit November 2017 ausgeprägten relativen Schwäche dieses Marktsegmentes zum S&P 500. In diese globale Signallage eingebettet sind die drei bislang schwache europäische Sektoren zu sehen, die ich nachstehend kurz kommentiere.
Banken im Euroraum
Der DJ Eurostoxx Banks steht derzeit rund 80% unter seiner im Mai 2007 erreichten Höchstmarke. Damit erging es den Euroraumbanken um einiges schlimmer als den gesamteuropäischen Konkurrenten aus dem DJ Stoxx Europe 600 Banks, der 75% unter seinem Höchstwert notiert, und erst recht dem DJ US Banks dessen Abschlag zur Spitze von 2007 lediglich 13% beträgt. Seit einem halben Jahr weist nunmehr der DJ Eurostoxx-Banken-Index relative Stärke zum DJ Stoxx 600 Banks und seit August 2019 einen neutralen relativen Verlauf zum DJ US Banks auf.
Relative Stärke ist nicht die einzige Variable für die positive Beurteilung eines Indexes oder einer Aktie, aber die Voraussetzung, um überhaupt weitere Abklärungen zu treffen. Die anderen Variablen sind Sentiment, worunter auch die Präsenz eines Sektors in den Medien zu verstehen ist, Kurs-Momentum und Volumen. Indizes machen die Stimmung, aber die Aktien machen die Indizes. Folglich ist es auch notwendig, alle Konstituenten eines Indexes dem kompletten Analyseverfahren zu unterziehen. Alle Mosaiksteine zu einem Gesamtbild zusammengefügt ergibt das Ergebnis, dass der DJ Eurostoxx-Banken-Index bereitsteht, um auf einen exogenen Impuls mit einem Aufwärtstrend zu reagieren.
Autos und Autozulieferer
Ein anderer europäischer Index in Bereitschaft, auf eine Meldung zu reagieren, ist der DJ Eurostoxx Automobiles & Parts. Während der Eurostoxx ungefähr auf dem gleichen Niveau steht wie im April 2015, notiert dieser Autoindex immerhin 26% darunter. Hier fügen sich die Einzelteile zu einem Gesamtbild, das das «Warteraum-Etikett» rechtfertigt.
Einzelhandel
Ein dritter Sektor-Index, der bislang relativ schwach war und nun die Voraussetzung geschaffen hat, um auf eine Meldung hin einen Aufwärtstrend zu entwickeln, ist der DJ Stoxx Europe 600 Retail. Bemerkenswert ist, dass dieser Sektor in Nordamerika eher negativer wird als er bislang war. Die Aktien dieses Sektors sind global nicht so vernetzt wie z.B. Pharma Aktien, weshalb diese Divergenz zu Nordamerika nicht wesentlich sein dürfte.
Breiter Aufschwung
Die Geschichte, die die Börsen nicht nur in Europa, sondern auch in Japan und Nordamerika in den letzten drei Monaten erzählt haben, war eine der Entspannung an der Konjunkturfront. Hellt sich die Konjunktur tatsächlich auf, hätte das sehr wahrscheinlich zur Folge, dass sich die Erwartungen im Markt durchsetzen würden, dass die Zinspolitik zu den gewünschten Konjunktur- und Inflationseffekten führt, was dem Karussell sich immer weiter steigender Kurs- und Konjunkturerwartungen Nahrung geben würde. Zum Narrativ der Schumpeter’schen schöpferischen Zerstörung würde sich das Zinsnarrativ dazugesellen und den Börsen nachhaltigen Aufwind verleihen. Dieses Doppel-Narrativ hätte das Potenzial, jene Populationen, die aufgrund verschiedener fraglos vorhandener Spannungsfelder in Wirtschaft, Kreditwesen und Politik schwache Aktienmärkten erwartet haben, als Anleger zurückzuholen. Nun weisen Aktienmärkte im Gegensatz zu Gütermärkten bei steigenden Preisen nicht nur zunehmende Nachfrage, sondern auch schrumpfendes Angebot auf. Diese Kombination wäre durchaus geeignet, eine spekulative Blase auszulösen, die der «Asset Price Inflation» in anderen Anlagegütern gleichkommt.
Die Märkte mögen durchaus reif sein für Rückschläge nach den starken Avancen der letzten Monate. Solche Rückschläge wären aber nicht neue Informationen, sondern nur Lärm, der den Blick für die Chancen auf erhebliche Kursgewinne verstellen würde. Seit nun mehr als vier Jahren war die Ausgangslage für europäische Aktien im Vergleich zu US-Amerikanischen und Japanischen nicht mehr so günstig wie derzeit.
Alfons Cortés
Senior Partner
Unifinanz Trust reg.
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LI-9490 Vaduz
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