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Hier anmeldenDer Angriff Russlands gegen die Ukraine hat viele Kommentatoren zu einem historisch aufgeladenen Begriff greifen lassen: Zeitenwende. Sie haben Recht. Ganz unabhängig davon, welche Weiterungen dieser Krieg noch nach sich zieht, und ganz unabhängig davon, wie es ausgeht: Nichts ist mehr gleich wie vorher. Das wirft auch Fragen auf für alle, die durch kluge Anlage ihrer Vermögen versuchen, Sicherheit für die eigenen Familien und sich selbst zu erwirken – ein durchaus nobles Vorhaben, das aber nur mit Gewinn zu bewerkstelligen ist. Gewinnerzielung wird also auch das Thema dieses Newsletters sein.
Als der Newsletter Februar veröffentlicht wurde, hätte ich mir nicht vorstellen können, dass bei Erscheinen des nächsten Newsletters einen Monat später ein Krieg gegen ein Land im Gange sein würde, dessen einziges «Verbrechen» darin bestand, eine Demokratie zu sein.
Klar, Gedanken sind grenzenlos. Sie können Autokraten den Sessel kosten. Doch dazu gäbe es noch einiges zu sagen. Das lasse ich jetzt sein und wende mich meiner ursprünglichen Thematik zu, Geld, Aktien, Vermögen. Dazu zeige ich ein Bild des DJ US Aerospace & Defense, das ich nachstehend kommentieren werde:
Die Grafik zeigt den DJ US Aerospace & Defense in einer wöchentlichen Darstellung der «Kerzen» mit dem 20-Wochen-Bollinger-Band (gestrichelt) und dem 40-Wochen-Bollinger-Band. Die blaue durchgezogene Linie repräsentiert den S&P 500, die olivfarbene den MSCI Welt.
Das erste untere Fenster zeigt den relativen Trend des DJ US Aerospace & Defense zum MSCI Welt. Das zweite untere Fenster den relativen Trend zum S&P 500.
Die relative Schwäche des DJ US Aerospace & Defense begann am 15. November 2019. Seither hat dieser Index knapp 1% verloren. Das wäre undramatisch, wenn nicht der S&P 500 in der gleichen Zeit 40% und der MSCI Welt 30% gewonnen hätten.
Der relative Trend des DJ US Aerospace & Defense hat nun nachhaltig gegenüber den beiden Messlatten, S&P 500 und MSCI Welt, nach oben gedreht. Das ist ein technisches Kaufsignal.
Die heikle Frage nach der Moral
Geht das, wenn man die Produkte zur Kenntnis nimmt, welche die Konstituenten herstellen – vorwiegend für militärische Zwecke?
Eigentlich gar nicht, doch das ist ein Thema, bei dem sich Ethiker und Moralphilosophen die Haare ausreissen können.
Bekanntlich setzt die Gattung Mensch alles um, was die kreativeren Zeitgenossen erfinden. Dazu gehören auch Waffen.
Hitler, Mussolini, Stalin – hätten sie auf Waffen verzichtet, wenn jene, die sich auf der «anderen Seite» befanden, keine Waffen gehabt hätten? Und Putin, hätte er darauf verzichtet?
Die Nachfrage nach Waffen wird nach diesem unsäglichen Krieg zunehmen. Alle Regierungen der grösseren westlichen Ökonomien haben Pläne zur Erhöhung ihrer Verteidigungs-Etats. Man wird also nicht darum herumkommen, sich der Frage zu stellen: Wie halte ich es mit Aktien von Waffenherstellern? Und gleich im Anschluss auch die Frage zu beantworten, wie mit Aktien von Unternehmen umgegangen werden soll, die im Zuge der Neuorientierung der westlichen Welt alles andere als umweltschonend sein werden, sowohl im Hinblick auf ihre Produktion als auch auf die Verwendung der Produkte, die sie herstellen.
Das ist eine herausfordernde Fragestellung, gerade wenn man zugesteht, dass Diplomatie ohne Waffen nicht funktioniert, wenn das Gegenüber ein menschenverachtender Despot ist.
Aufrüstung bedeutet allerdings, wie bereits angesprochen, mehr als nur Waffen. Es schliesst den Verbrauch von Rohstoffen zur Herstellung von Waffen mit ein. Die ganze Produktionskette, der Unterhalt der Produkte und die Ausbildung der Besatzung als auch deren Bedienung sind dazu zu zählen. Insgesamt ist damit ein wenig schonender Umgang mit Ressourcen und Ökologie verbunden.
Wir sehen jetzt schon, wo sich relative Stärke aufbaut: In DJ US Aerospace & Defense, wie schon gezeigt, in Metals & Mining, bei Stahlproduzenten, während gleichzeitig der Aufwärtstrend in Öl und Ölaktien Fahrt aufnimmt.
Kriege sind, wie Jeremy Siegel in seinem empfehlenswerten Buch «Stocks for the Long Run» schreibt, tendenziell inflationär. Das dürfte bereits der Ausbau der Verteidigungskapazitäten der westlichen Länder sein.
Wie wird man die Kaufkraft seines Vermögens schützen können, wenn man sich vom Eigentum an Aktien aussperrt, die gerade von diesem Ausbau profitieren? Das alles wird dazu führen, dass die Kernfrage gestellt werden muss, ob die Moral der eigenen Vorsorge einen höheren Stellenwert haben darf als die Moral des Verzichts auf Investitionen, die vor allem deswegen in den Vordergrund gerückt sind, weil eine Zeitenwende eingeläutet wurde. Die Antwort muss jede und jeder für sich selbst finden.
Unifinanz Trust reg.
Alfons Cortés
Senior Partner
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