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Hier anmeldenDie Spatzen pfeifen es von den Dächern: Die Märkte sind reif für eine Konsolidierung. Die traurigen Nachrichten aus China können der Katalysator sein. Was daraus entsteht, kann derzeit noch kein Virologe vorhersagen. Was macht man in dieser Situation an der Börse?
Der Umgang mit Ungewissheit an der Börse ist die Königsdisziplin. Prognostizieren können wir ja nicht. Aber wir können navigieren. Und genau diese Kunst ist in Situationen wie der aktuellen verlangt.
Navigieren ist verlangt
Meine letzte Kolumne zum SMIM erschien am 23. Oktober 2019. Damals habe ich zur Illustration ein 20-Monate-Bollinger-Band eingesetzt. Heute verwende ich ein 10-Monate-Band. Dieser Index, den ich damals "... als Botschafter der Entspannung an den Börsen just zu einer Zeit, als Warnungen vor negativen Konjunktureinflüssen auf die Aktienkurse zunehmen" ist mittlerweile stärker als der SMI. Aufgrund seiner Zusammensetzung ist der SMIM der weitaus bessere Botschafter als der SMI wie der schweizerische Aktienmarkt die Aussichten für die verarbeitende Industrie sieht. Ihr Gewicht im SMIM liegt bei 21% verglichen mit 8.4% im SMI. Information Technology – der Fahnenträger der Innovation – ist im SMI gar nicht vertreten, im SMIM mit 10.6%. Swatch N wiegt zwar im SMIM doppelt soviel wie Swatch I im SMI, doch die China-exponierten Dufry und Swatch kommen mit 3% auf weniger Gewicht als Swatch und Richemont zusammen mit 4.6% im SMI.
Der Unterschied der Gewichtungen und die geringere Liquidität der SMIM-Konstituenten dürften zusammen den SMIM wie fast immer auf verunsichernde Meldungen stärker belasten als den SMI. Also reduziert man die Toleranz für Schwankungen im Vergleich zu jener, die bei niedrigerer Ungewissheit gewährt wird. Deswegen der Einsatz des 10-Monate-Bollinger-Bandes und nicht des meistens eingesetzten 20-Monate-Bandes.
Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden
Wie die Abbildung zeigt, hat eine "Blase" verbunden mit einer sehr positiven "Kerze" im Januar 2019 das Ende der Korrektur signalisiert. Andere Signale kamen als Bestätigungen dieser Interpretation dazu. Für die Verwendung des 10-Monate-Bollinger-Bandes sprechen auch 22 der 30 SMIM-Konstituenten. Mit Ausnahme von acht Titeln mit einer Gewichtung von 11.5% befinden sich alle anderen – und somit 88.5% des Einflusses auf den Indexverlauf – in vom 10-Monate-Bollinger-Band definierten Aufwärtstrends.
Setzt man dieses Instrument ein gibt man dem SMIM rund 10% Spielraum zur Verarbeitung eines relativ neuen Nachrichtenkomplexes, das mit einer Thematik zusammenhängt, mit welcher Anleger an den Finanzmärkten kaum vertraut sind. Gerade deswegen wir ein Grossteil der Schwankungen kaum unter das Kapitel "Verarbeitung neuer Informationen" fallen. Es wird vielmehr das sein, was mit dem Begriff "Rauschen" oder "Lärm" versehen wird.
Der bekannte MIT-Professor Andrew Lo hat mit dem Titel seines meines Erachtens sehr lesenswerten Buches "Adaptive Markets" ins Schwarze getroffen. Und der Untertitel sagt etwas zur Dynamik: "Financial Evolution at the Speed of Thought". In einem System, das mehr von endogener Dynamik geprägt wird als von exogenen Einflüssen (so Alan Kirman in "Complex Economics: Individual and Collective Rationality"), ist die Unterscheidung zwischen "Lärm" und künftiges Verhalten prägende Information besonders wichtig. Daher spielt man mit Bollinger-Bändern, um möglichst nutzbringend wichtiges von unwichtigem unterscheiden zu können.
Alfons Cortés
Senior Partner
Unifinanz Trust reg.
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