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08. April 2019, Kolumnen
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Von Hayek über Evolutionary Finance bis zur künstlichen Intelligenz

Die letzten dreissig Jahre brachten grosse Fortschritte in der Finanzwissenschaft. Mit Behavioral Finance wurde erstmals das Verhältnis des Individuums zum Markt wissenschaftlich erforscht. Neuro Finance behandelt die neurobiologische Grundlage für von Behavioral Finance festgestellte systematische Verhaltensnormen. Evolutionary Finance analysiert die Interaktion von Anlageregeln am Markt. Robert Haugen von der UCLA gab den drei Forschungsrichtungen den übergeordneten Begriff der „New Finance“. Meine Wortmeldungen, die alle 14-Tage in Kolumnen auf dieser Plattform erscheinen werden, werden stets auf Erkenntnisse aus Evolutionary Finance beruhen. Folglich werde ich versuchen, nachstehend kurz die Grundlagen darzulegen, die dieser Forschungsrichtung zugrunde liegen, die bei uns noch wenig bekannt ist obwohl einer der führenden Köpfe auf diesem Gebiet in der Person von Professor Dr. Thorsten Hens an der Universität Zürich wirkt. Evolutionary Finance wertet die zur Anwendung gelangenden Methoden und dahinterliegenden Theorien nicht. Die Analyse auf ihrer Grundlage soll aufdecken, welche Denkweise und allenfalls Theorie das Regime des Marktes darstellt. Evolution – biologische und soziale – haben in der Geschichte der Wirtschaftswissenschaften mehrere grosse Vertreter in das Zentrum ihres Denkens gestellt. Besonders bekannt geworden sind dabei Thorstein Veblen, Jospeh Schumpeter, Friedrich A. von Hayek, Ulrich Witt und Kurt Dopfer. Doch wie kein anderer hat Hayek unter Vorgriff auf kommende wissenschaftliche Entwicklungen in Psychologie, kognitive Neurowissenschaft und soziale (nicht jedoch biologische) Evolution publiziert und unter dem Begriff der „Spontanen Ordnung“ seine Erkenntnistheorie zu sozialen Systemen ganz grundsätzlich, darunter zu Märkten jeder Art, aber auch zu politischen, rechtlichen, und gesellschaftlichen Systemen ganz allgemein, vorgelegt.

Spontane Ordnung als Grundlage des Evolutionsverständnisses

Das akademische Leben von Friedrich von Hayek kann in zwei Schaffensperioden unterteilt werden. Bis 1944 widmete sich Hayek ökonomischen Fragestellungen in Zusammenhang mit Geldtheorie, Zinsen und Konjunktur. Ab 1944 änderte sich sein Fokus auf erkenntnistheoretische Fragen um Wissensentstehung, Wissenserwerb, Wissensverteilung und die Konsequenzen seiner Einsichten für institutionelle und soziale Fragestellungen. In dieser Zeit entstanden die Werke, für die Hayek berühmt wurde: „The Road to Serfdom“ (1944), „The Use of Knowledge in Society“ (1945), „Individualism and Economic Order“ (1949), „The Sensory Order“ (1952), „The Constitution of Liberty“ (1960) und „Law, Legislation and Liberty“ (1973). Hinzu kamen noch zahlreiche Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften und Anthologien. Durch alle diese Werke zog sich der rote Faden der spontanen Ordnung hindurch, ein Begriff der aus der Jesuitenschule von Salamanca aus dem 16. Jahrhundert stammt und von Exponenten der schottischen Aufklärung und Moralphilosophie wie David Hume, Adam Smith und Adam Ferguson sowie dem Begründer der österreichischen Schule, Carl Menger, angesprochen wird. Hayek verknüpft jedoch spontane Ordnung mit seiner Wissenstheorie und gibt ihr damit zentrale Bedeutung für alle seine Werke ab 1944. Ausgehend von der unüberwindbaren Beschränkung des Wissens, als Folge davon, dass es nicht nur explizites, sondern auch implizites Wissen gebe, das an autobiographisches, orts- und zeitgebundenes Erleben anknüpfe, sei die Wissensbeschränktheit durch Zentralisierung nicht behebbar (An dieser Stelle mag der Einwand erfolgen, Big Data hebe das Verdikt der institutionellen Wissensbeschränkung auf. Das mag eines Tages, wenn künstliche Intelligenz „erwachsen“ sein wird, zutreffen. Vorerst scheint der Konsument von Big Data jedoch ähnlich überfordert zu sein wie ein Kleinkind, dem für seine Reife zu viele Optionen zur Auswahl geboten werden). Davon leitete Hayek ab, dass vollständige Rationalität im cartesianischen Sinne gar nicht möglich sei, da Voraussetzung dafür „die vollständige Kenntnis aller relevanten Tatsachen“ („Recht, Gesetzgebung und Freiheit“, S. 27) wäre. (Nach neuesten Erkenntnissen der kognitiven Neurowissenschaften würden selbst „vollständige Kenntnis aller relevanten Tatsachen“ die Beschränktheit des Wissens nicht aufheben, weil diese „Tatsachen“ von jedem Gehirn mindestens in Nuancen unterschiedlich verstanden werden).

Die Suche nach weiteren Informationen endet gezwungenermassen am eigenen Wissenshorizont. Worüber man nichts weiss kann man nichts erfragen. Das Graben nach immer mehr Informationen füllt Wissenslücken nur auf wenn es gelingt, Informationsfragmente über Assoziationen zu einem übergeordneten Ganzen zusammenzufügen. Die Wirkung der Wissensdefizite kann zudem durch die Beobachtung von Verhaltensweisen reduziert werden, die durch häufige Wiederholungen Muster bilden, welche eine Ordnung erkennen lassen, die sich eine Population spontan gegeben hat. Die spontane Ordnung besteht nach Hayek aus „einem Komplex von Praktiken oder Verhaltensregeln, die sich durchgesetzt haben, weil sie einer Gruppe von Menschen zum Erfolg verholfen haben, die aber nicht deshalb angenommen wurden, weil bekannt war, dass sie den erwünschten Effekt herbeiführen würden“ (ebda, S. 34). Die spontane Ordnung ermöglicht nach Hayek, „richtige Erwartungen bezüglich des Restes zu bilden, oder doch zumindest Erwartungen, die sich sehr wahrscheinlich als richtig erweisen werden“ (ebda, S. 57). An dieser Stelle ergibt sich die erste Aufgabe aus Evolutionary Finance: Die Ordnung zu erkennen die sich der Markt aus Versuch und Irrtum im Umgang mit Informationen aus Wirtschaft und Gesellschaft selber gibt.

Spontane Ordnung als Struktur des Marktes

Aus der Fülle der Hayek’schen Literatur stellt sich die Erkenntnis ein, dass die spontane Ordnung aus Struktur und Veränderung besteht, letztere an den Finanzmärkten als Volatilität bezeichnet. Über längere Zeit gestaltet sie die Struktur, die die spontane Ordnung des Systems darstellt. Da sich diese nur langsam verändert, ist sie keine flüchtige Erscheinung, sondern eine, die sich über längere Zeit zu halten vermag. Die spontane Ordnung ist die Quelle von Trends, die meistens über Jahre dauern. Dabei ist von Bedeutung, dass ein Trend nicht als eine steigende oder fallende Linie, die auf einem Chart eingetragen werden kann, zu verstehen ist, sondern als eine Ordnung, die eine Auswahl aus einer Vielzahl von Informationen getroffen hat die vom Markt als relevant angenommen werden, während andere Informationen, die zu anderen Zeiten durchaus kursbestimmend waren, nur geringe Beachtung erhalten oder völlig ausgeklammert werden. Jene Populationen, die die Bedeutung der vernachlässigten Informationen früh erkennen und in der Lage sind, ein Narrativ zu entwickeln, welches dem Markt eine Zukunftsperspektive aufzeigt, haben als erste Erfolg. Ihr Erfolg trägt zur Akzeptanz des Narrativs durch immer mehr Populationen bei. In der Regel wird dieses beibehalten wenn die ökonomischen Daten, die dem Markt hinter her- und nicht vorauseilen, das Narrativ nicht mehr bestätigt.

Aus Hayek’s Werk geht hervor, dass die permanente Anpassung an Veränderungen in sozialen Systemen und ihrer Interaktion mit anderen Systemen zu einer zunächst schleichenden und mit der Zeit sich verfestigenden Veränderung der spontanen Ordnung führt. In diesem Sinne befindet sich sein Werk weitgehend im Einklang mit jenem von Niklas Luhmann, der postuliert, dass soziale Systeme autopoietischer Natur seien: Geschlossen und offen zugleich. Offenheit bestehe in der Kommunikation mit anderen Systemen, so zum Beispiel vom Wirtschaftssystem mit dem Rechtssystem, beide mit dem Finanzsystem, jedes mit dem Gesellschaftssystem. Als geschlossen zeige sich jedes System darin, dass es aus jedem anderen System aufgenommene Kommunikation autonom zu einer systemeigenen Ordnung weiterentwickle. Sie ist rekursiv bis sich das System erneut für exogene Impulse öffnet. Zu dieser Thematik hat der an der ETH lehrende und forschende Professor Didier Sornette bahnbrechende Erkenntnisse beigetragen. In diesem Zusammenhang ist besonders jene wesentlich, dass grosse Brüche in Börsentrends nur erfolgen, wenn das System aus sich heraus die Voraussetzungen gebildet hat, um auf Informationen, die das System über längere Zeit ausgeschlossen und deren Wirkung vernachlässigt hat, zu reagieren („Our view is that the crash has an endogenous origin and that exogenous shocks only serve as triggering factors“, in „Why Stock Markets Crash“, S. 122). Die zweite Aufgabe, die sich aus Evolutionary Finance ableitet, besteht darin zu verstehen, wann das System sich für exogene Impulse öffnet (Solange es das nicht tut sollen adverse Informationen gesammelt werden um sich Szenarien auszumalen, die nach einer Verwerfung des aktuellen Narrativs die neue sinnstiftende Erzählung darstellen können).

Evolutionary Finance und künstliche Intelligenz

Finanzwissenschaft, wie Wissenschaft überhaupt, entwickelt sich entlang von Paradigmen. Wenn sie ein neues Paradigma annimmt, streift sie ein altes ab, vorher nimmt sie kein neues an. Paradigmen sind nach Thomas Kuhn universell anerkannte wissenschaftliche Errungenschaften, die für eine gewisse Zeit modellhaft Probleme und deren Lösungen für eine Praktikergemeinschaft zur Verfügung stellen (Kuhn, T, „The Structure of Scientific Revolutions“). Während der Paradigma-Wechsel von informationseffizienten Märkten zu Behavioral Finance in vollem Gange ist zeichnet sich durch die Digitalisierung, die Einführung komplexer Mustererkennungsprogramme und den Weg hin zur künstlichen Intelligenz bereits ein Bedeutungsverlust von Behavioral Finance und wahrscheinlich auch Neuro-Finance ab. Die Relegation des homo oeconomicus in das Reich der Phantasie ist trotzdem weit fortgeschritten. Dank Behavioral Finance und Neuro-Finance ist allgemein bekannt und akzeptiert, dass die Spezies Mensch aus gehirnorganischen Gründen keinen Entscheid ohne Beteiligung von Emotionen fällen kann. Diese Eigenschaft wird künstliche Intelligenz nicht aufweisen. Sie wird eine Art Roboter oeconomicus entstehen lassen. Dieser wird als ersten Schritt aufgrund historischer Daten die erfolgreichen Strategien zu ermitteln versuchen. Dabei wird die Feststellung herauskommen, dass verschiedene Strategien zu unterschiedlichen Zeiten erfolgreich waren. Es werden mehrere Populationen von künstlich intelligenten, interagierenden Robotern entstehen, die, je nach Programmierung, verschiedene Strategien adoptieren und andere verwerfen werden. Die Diversität, die Voraussetzung für den reibungslosen Ablauf in geordneten Märkten ist, wird grundsätzlich erhalten bleiben. Rotation zwischen Strategien und Anpassung an die jeweils erfolgreiche mögen schneller vonstattengehen als derzeit, am Prinzip wird sich jedoch kaum Wesentliches ändern. Somit setzt Evolutionary Finance in zeitloser Weise Einsichten aus kultureller (zum Teil, je nach Forscher, auch biologischer) Evolution ein um beobachtbare Phänomene an den einem ständigen Wandel sowohl in Theorie, Praxis und Technologie unterworfenen Finanzmärkten zu erklären und damit ein besseres Verständnis des Marktprozesses für Praktiker und Regulatoren zu vermitteln.

Weil Evolutionary Finance ein neues, mit der technologischen Entwicklung kompatibles Kapitel in der Finanzmarktforschung eröffnet, wird sie der Forschungsansatz par excellence an der Schwelle zu einem völlig neuen Zeitalter in Finanzwissenschaft und -praxis darstellen.

Alfons Cortés
Senior Partner

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